Gefahr aus dem All

Am Freitag fliegt Weltraum-Schrott der ISS über Freiburg

dpa und Carolin Johannsen

Von dpa & Carolin Johannsen

Do, 07. März 2024 um 16:20 Uhr

Panorama | 6

So groß und schwer wie ein Auto sind die Trümmer der ISS, die um die Erde kreisen. Am Freitag sollen sie in die Atmosphäre eintreten und auf die Erde treffen. Freiburg liegt in der Flugbahn der Trümmer.

Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS könnten am Freitag auf die Erde niedergehen - Deutschland treffen sie aller Voraussicht nach aber nicht. Das teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Donnerstag übereinstimmend mit. Dennoch sendete das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe am Donnerstagnachmittag eine Warnmeldung über die Warn-App NINA.

Laut DLR könnte das Objekt nach jüngsten Berechnungen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Diese Einschätzung könne sich aber noch ändern. Dass Teile des Batteriepakets über Deutschland niedergehen, sei aber unwahrscheinlich.

Deutschland ist wahrscheinlich nicht gefährdet

"Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können", teilte das Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde "derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen". Das Bundesministerium schrieb, eine Gefährdung für Deutschland sei "sehr unwahrscheinlich".

Es teilte weiter mit: "Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Diese ist nach aktuellem Stand allerdings mehr als unwahrscheinlich. Dennoch wird das Objekt eng überwacht." Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informierte auf seiner Webseite.

Warnapp informiert über die Trümmer

Am Donnerstagnachmittag sprach das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Warnung über die Warn-App Nina aus. Es werde der "Wiedereintritt eines größeren Weltraumobjektes in die Erdatmosphäre erwartet, das möglicherweise zersplittern wird" heißt es in der Warnung. Möglich seien "Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls." Die Wahrscheinlichkeit, dass Teile auch Deutschland treffen könnten, werde allerdings weiterhin als sehr gering eingeschätzt.

Trümmer fliegen auch über Südbaden

Am Freitagabend, voraussichtlich zwischen 19:54 und 19:55 Uhr werden die ISS-Trümmer den Berechnungen nach auch über Südbaden schweben. Die Städte Freiburg und Konstanz liegen mitten in dem von der DLR berechneten Überflugskorridor.

Das Trümmerteil ist so groß wie ein Auto

Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt. Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten. Dort soll sie weitgehend verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher.

Das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem werde die weitere Entwicklung des bevorstehenden Wiedereintritts beobachten und an verschiedene Bundesministerien, Landesministerien und Behörden berichten, schrieb das Wirtschaftsministerium.
Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit "ERS-2" ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor.

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Kommentare (6)

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  • Waltraud Meger
    1849 seit 28. Jul 2020

    Eigentlich wollten wir den 80jährigen Jahrtag erst am 27.11. begehen.

    • 7. Mär 2024 - 19:29 Uhr
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  • Norbert Riegler
    8452 seit 17. Apr 2018

    Na bisher sind es ja noch keine Trümmer. Die entstehen erst, wenn das Objekt (Batteriepaket) in die Erdatmosphäre eintritt. Hier ist ausnahmsweise einmal die Bildunterschrift korrekt, aber der Text ab der Zwischenüberschrift »Trümmer fliegen auch über Südbaden« nicht mehr. Und von »schweben« kann auch keine Rede sein, das Ding fliegt mit einer Geschwindigkeit von ca. 25.000 km/h um die Erde.

    • 7. Mär 2024 - 23:56 Uhr
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  • Franz Buhl
    5905 seit 25. Jun 2010

    Niemand erwähnt, dass beim Verglühen giftige Gase entstehen.

    • 8. Mär 2024 - 07:15 Uhr
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  • Norbert Riegler
    8452 seit 17. Apr 2018

    @Franz Buhl: »Niemand erwähnt, dass beim Verglühen giftige Gase entstehen.« - Niemand? Doch, Sie!

    Aber viel mehr giftige Gase entstehen bei jedem Raketenstart, denn was uns jetzt (hoffentlich nicht) auf dem Kopf fällt, musste ja erst einmal in die Umlaufbahn gebracht werden. Und täglich fallen natürlicherweise viele Tonnen Material aus dem Weltall auf die Erde, wovon ein Teil verglüht und ebenfalls giftige Gase freisetzt. Doch das passiert alles in großer Höhe und die Gase verteilen sich über eine riesige Fläche und kommen nur mit großer Verzögerung (oder gar nicht) auf die Erdoberfläche, so dass ihre Auswirkungen vernachlässigbar sind.

    Heute gegen 20:55 Uhr fliegt der ISS-Schrott über uns hinweg (wenn er nicht schon vorher herunterkommt), etwa entlang einer Linie Emmendingen - Konstanz - Bregenz, da sollten besonders ängstliche Gemüter vielleicht in den Keller gehen, falls nicht schon vorher Entwarnung kommt. Neugierige können vielleicht ein eindrucksvolles Schauspiel am Himmel sehen, die Tageszeit ist günstig. Aber vielleicht kommt das Zeug ja erst auf einer der späteren Erdumrundungen ganz woanders herunter.

    • 8. Mär 2024 - 11:57 Uhr
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  • Franz Buhl
    5905 seit 25. Jun 2010

    @Norbert Riegler Vielen Dank für Ihre immer sehr treffenden Ergänzungen zu allen Themen.
    Nicht einverstanden bin ich mit diesem Satz: "und kommen nur mit großer Verzögerung (oder gar nicht) auf die Erdoberfläche, so dass ihre Auswirkungen vernachlässigbar sind" Für die früher normalen Bedingungen in den Luftschichten mag das gegolten haben, diese Bedingungen sind inzwischen völlig durcheinander und unberechenbar.

    • 8. Mär 2024 - 13:07 Uhr
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  • Norbert Riegler
    8452 seit 17. Apr 2018

    Herr Buhl, was aus dem Weltraum auf die Erde fällt, egal ob natürlich oder vom Menschen gemacht, verglüht normalerweise in der Mesosphäre (ca. 50-85 km Höhe), allenfalls noch in der darunter liegenden Stratosphäre. Das Space Shuttle Columbia brach in einer Höhe von über 60 km auseinander, um danach weitgehend zu verglühen. Wetter und Klima und damit auch der Klimawandel spielen sich in der Troposphäre ab, die reicht je nach geographischer Breite und Jahreszeit bis zur Tropopause in 8-18 km über dem Meer. Ein vertikaler Luftaustausch findet fast nur innerhalb dieser untersten Atmosphärenschicht statt.
    »Die Tropopause stellt wegen der Inversion eine Durchmischungsgrenze dar. Mit der Stratosphäre findet deshalb nur ein geringer Luftaustausch statt. Alle Vorgänge, die das Wetter beeinflussen, spielen sich in der Troposphäre ab.«
    https://de.wikipedia.org/wiki/Troposphäre
    Deshalb dauert es sehr lange, bis oberhalb der Tropopause freigesetzte Gase an der Erdoberfläche ankommen.

    • 8. Mär 2024 - 15:08 Uhr
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