Kritische Infrastruktur

Nach Tesla-Anschlag fordert die Wirtschaft in Deutschland mehr Sicherheit

dpa

Von dpa

Mi, 06. März 2024 um 21:06 Uhr

Deutschland | 5

Der Angriff auf die Stromversorgung des Autobauers Tesla in Brandenburg schreckt Politik und Wirtschaft auf. Bekannt hat sich die linksextreme "Vulkangruppe". Verfassungsschützer haben sie schon länger im Blick.

Was folgt aus der Attacke auf das Brandenburger Tesla-Werk? Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte vor der linksextremen Gewalt: "Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energie-Infrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird." Das vom Linksextremismus ausgehende Gefährdungspotenzial sei nach wie vor hoch, sagte Faeser der Rheinischen Post. Und das Personenpotenzial gewaltbereiter Autonomer sei zuletzt weiter angewachsen.

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sprach von einem "Verbrechen". Es sei "in jeder Hinsicht falsch und in keinster Hinsicht zu akzeptieren".



Das Innenministerium plant schon länger ein sogenanntes Kritis-Dachgesetz – noch in der ersten Jahreshälfte soll es fertig sein. Damit soll die kritische Infrastruktur besser gegen Gefahren geschützt werden. Darüber hinaus sei es erst einmal die Pflicht der Netzbetreiber, ihre Infrastruktur zu schützen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Dies sei natürlich bei einem Umspannwerk leichter als bei einem Strommast auf einem Feld.

Die Wirtschaft dringt nach dem Anschlag auf mehr Sicherheit. "Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, die Sicherheit der Netze und kritischer Anlagen zu gewährleisten", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer Martin Wansleben.

Produktion bei Tesla ruht noch bis Ende nächster Woche

Der US-Elektroautobauer Tesla rechnet mit einem Produktionsausfall bis Ende nächster Woche in Grünheide bei Berlin, seinem einzigen Autowerk in Europa. Mit dem längeren Produktionsstopp dürfte der Schaden für das Unternehmen steigen. Zuletzt nannte Tesla mehrere hundert Millionen Euro. Aber da war noch mit einem Wiederanlauf der Fertigung am nächsten Montag gerechnet worden. Nun käme eine weitere Woche Stillstand dazu.

Unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Zehntausende Bewohner in der Region waren von Stromausfall betroffen. Die Polizei bezeichnete ein Bekennerschreiben der linksextremen "Vulkangruppe" als authentisch.

Viel ist über deren Mitglieder nicht bekannt. Vom Verfassungsschutz wird die Gruppe dem anarchistischen Spektrum zugeordnet. Demnach soll sie sich 2011 gegründet und eine Reihe von Brandanschlägen in Berlin und Brandenburg verübt haben. Bei den Angriffen wurden als Ziel meist Kabelschächte an Bahntrassen gewählt. Mehrfach griff die Gruppe Funkmasten oder Datenleitungen an, teilweise auch Firmenfahrzeuge. So soll die "Vulkangruppe" dem Verfassungsschutz zufolge durch Sabotageakte "die Verwundbarkeit der urbanen Mobilitäts- und Kommunikationsinfrastruktur offenbaren, die öffentliche Ordnung stören und erheblichen Sachschaden anrichten".

Widerstand gegen Tesla in Brandenburg nimmt zu

In mindestens acht Fällen sollen sich laut Verfassungsschützern die Texte der Bekennerschreiben so ähneln, dass die Behörde von einem "(teil-)identischen Autorenkreis" ausgeht. Die Gruppe stand bereits 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Damals brannten Stromkabel in einem Wald 500 Meter von dem Werk des Autobauers entfernt. Im März 2018 verübte die Gruppe in Berlin einen Brandanschlag auf Starkstromleitungen. 6500 Wohnungen und 400 Firmen waren stundenlang ohne Strom.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) telefonierte mit Tesla-Eigentümer Elon Musk. "Elon Musk war sehr sachlich und souverän in der Reaktion", sagte Steinbach dem Tagesspiegel. "Es bestand sofort Einigkeit, dass als Reaktion nichts passieren darf, was den Attentätern einen Erfolg gegönnt hätte." Musk forderte jedoch Solidarität und vertrauensbildende Maßnahmen zur Unterstützung des Unternehmens und seiner Beschäftigten ein.

Der Widerstand gegen Tesla nimmt zu. Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide lehnten rund zwei Drittel die geplante Erweiterung um einen Güterbahnhof und Lager ab. Dort sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. Inzwischen haben Umweltschützer und Tesla-Kritiker in der Nähe des Werks im Wald ein Camp mit Baumhäusern aufgeschlagen.

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Kommentare (5)

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  • Sven Vaihinger
    321 seit 9. Okt 2012

    Von Protestlern über Aktivisten zu Terroristen. Von Parolen über Nötigung / Sachbeschädigung zu Gewalt gegen Menschen.

    In den 70ern hat Deutschland das alles schon mal erlebt...

    Bei der gemeingefährlichen Brandstiftung sind wir ja bereits angelangt. Die ersten Terroranschläge aus dem sich 'öko' gerierenden linksradikalen Sumpf gegen 'missliebige' Personen werden wohl leider nicht ausbleiben und für ein "Wehret den Anfängen" ist es inzwischen längst zu spät.

    • 7. Mär 2024 - 10:17 Uhr
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  • Sven Vaihinger
    321 seit 9. Okt 2012

    Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Dasselbe gilt für den rechtsradikalen Sumpf der dumm-dumpfen Neofaschisten!

    • 7. Mär 2024 - 10:22 Uhr
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  • Walter Scholl
    4397 seit 11. Apr 2020

    Herrlich Herr Vaihinger, das ging schon 1848 los !

    Herr Vaihinger, ich habe mehr Angst vor Bauernprotesten und erwarte dort den ersten Toten.
    " Mehrere Unfälle auf der B5 Gefährlicher Bauernprotest entsetzt Autofahrer
    Komplett ahnungslos rasen mehrere Autofahrer in Brandenburg in Güllehaufen auf der B5. Der gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr ist Teil eines Bauernprotestes. Während die wütenden Landwirte keine Reue zeigen, äußern Autofahrer ihr Entsetzen. "
    http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Gefaehrlicher-Bauernprotest-entsetzt-Autofahrer-article24779859.html

    • 7. Mär 2024 - 11:14 Uhr
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  • Peter Rapp
    12225 seit 25. Sep 2009

    Ja klar gehts so wie gesehen n i c h t .

    Genau so klar: irgendwer sollte dann doch bald mal irgendwie den Bürgermeistern im Brandenburgischen klar machen,
    dass sie hierzuland auch hyperaktiven Amibuben Grenzen setzen dürfen. Gewerbesteuer hin oder her.

    Oder gar dringend sollten. Stichworte: Rodung und Grundwasserklau.

    PR

    • 7. Mär 2024 - 23:24 Uhr
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  • Stefan Ziegler
    2856 seit 28. Sep 2013

    Auch wenn Tesla nicht zu meinen bevorzugten Marken gehört:
    Die größten Naturzerstörer und Grundwasserverbraucher im Südosten Brandenburgs sind die Braunkohlen-Tagebaue.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Lausitzer_Braunkohlerevier#Wasserhaltung
    https://cottbuser-ostsee.de/
    Ein deutscher Autokonzern mit dem gleichen Bauprojekt hätte deutlich weniger Gegner, oder?
    Warum?

    • 7. Mär 2024 - 23:58 Uhr
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