Luftwaffe

Pistorius: Unachtsamer General war die Ursache für Datenleck

dpa

Von dpa

Di, 05. März 2024 um 20:05 Uhr

Deutschland | 3

Die Bundeswehr-Abhöraffäre ist nach Darstellung des Verteidigungsministers im Kern aufgeklärt. Er führt das Taurus-Leck auf einen individuellen Fehler zurück. Personelle Konsequenzen gibt es nicht.

Das Verteidigungsministerium macht die Unachtsamkeit eines Bundeswehrgenerals in Singapur dafür verantwortlich, dass ein vertrauliches Gespräch über den Marschflugkörper Taurus von Russland abgehört wurde. Minister Boris Pistorius (SPD) sprach bei der Vorstellung der ersten Ermittlungsergebnisse von einem "individuellen Anwendungsfehler", der zu einem "Zufallstreffer" bei einer breit angelegten Abhöraktion der Russen während der Singapore Airshow geführt habe. Personelle Konsequenzen will Pistorius vorerst nicht ziehen. Wenn nicht noch etwas Schlimmeres herauskomme, "werde ich niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern."

Am Freitag hatte Russland eine mitgeschnittene Schaltkonferenz von vier hohen Offizieren veröffentlicht, darunter Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz. Darin erörterten diese Einsatzszenarien für die Taurus-Raketen für den Fall, dass sie doch an die Ukraine geliefert werden sollten. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat das zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen und sein Nein damit begründet, dass Deutschland dann in den Krieg hineingezogen werden könnte. Taurus hat eine Reichweite von 500 Kilometern und kann damit von der Ukraine aus auch Ziele in Moskau treffen.

Individuelle Unachtsamkeit führte zu Datenleck

Pistorius gab nun das Zwischenergebnis der Untersuchungen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) bekannt. Danach ist die Ursache des Taurus-Lecks kein Fehler im Kommunikationssystem der Bundeswehr, sondern der individuellen Unachtsamkeit eines Generals geschuldet, der sich von einem Hotel in Singapur in das Gespräch eingewählt hatte. "Unsere Kommunikationssysteme wurden nicht kompromittiert", betonte Pistorius, der den Namen des Konferenzteilnehmers in Singapur nicht nannte. Aus dem Mitschnitt geht hervor, dass es sich um Brigadegeneral Frank Gräfe handelt.

Laut Pistorius fand das Gespräch vorschriftsgemäß über die Internetplattform Webex statt, die von der Bundeswehr in unterschiedlich geschützten Versionen genutzt werde. Dass die Unterredung trotzdem abgehört werden konnte, liege daran, dass sich der Teilnehmer in Singapur nicht an das sichere Einwahlverfahren gehalten habe. Er habe sich über eine "nicht sichere Datenleitung" an dem Gespräch beteiligt, also über Mobilfunk oder WLAN.

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Kommentare (3)

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  • Marco Lützenberger
    84 seit 6. Jan 2022

    Frank Gräfe sofort unehrenhaft entlassen!!!

    • 5. Mär 2024 - 20:29 Uhr
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  • Peter Dr. Kunzelmann
    3092 seit 12. Feb 2020

    Kummer zu unserer Bundeswehr und dem damit verbundenen Thema der äußeren Sicherheit sind wir bezüglich der zuvor schon bekannten eklatanten Defizite und Unzulänglichkeiten zu
    1) Material
    2) Munition
    3) Sollstärke
    schon hinreichend gewohnt!

    Doch nun wird dieses äußerst schwache Bild durch diese Lauschaffäre abgerundet, die uns zeigt, dass auch bezüglich unserer Generalität der berühmte Apfel nicht weit vom Stamm fällt.

    Mein Vorschlag:
    1) Diese »Konferenzen« könnten zukünftig doch direkt in Moskau stattfinden
    2) Die Russen werden dann garantiert alle Kosten übernehmen

    Vorteil für uns Steuerzahler:
    1) Es fallen keine uns Steuerzahler belastenden Kosten an!
    2) Und wir Steuerzahler werden unmittelbar danach von der Russen-Propaganda mit allen Gesprächsinhalten -wie hier geschehen- verläßlich und vollständig versorgt!

    Passt doch, oder???

    • 6. Mär 2024 - 14:39 Uhr
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  • Berthold Metzler
    1728 seit 19. Dez 2010

    Geht es darum, ob der Programmierer für die Zielsteuerung eine Uniform tragen muss? Was für eine Absurdität!
    Absurd auch wie wir in diesen Krieg geschlittert sind, wo man doch erst nur eine LKW-Ladung alter Helme schicken wollte.... Plötzlich sind wir Hauptgeldgeber und Monitionsfabrik (schade dass nicht CO2-neutral).

    Absurd auch die naive oder gefährlich dumme Vorstellung, den Russen wäre es egal, wenn die NATO bis vor Moskau erweitert wird, und die Oberhoheit über die Krim mit der legal in Sewastopol stationierten russischen Schwarzmeerflotte der NATO übertragen wird.

    • 7. Mär 2024 - 07:55 Uhr
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