Himmelsphänomen

Weltraum-Schrott fliegt am Freitag über Südbaden – Was gibt es zu sehen?

Charlotte von Grote, dpa

Von Charlotte von Grote & dpa

Fr, 08. März 2024 um 14:19 Uhr

Südwest

Ein ausrangiertes Batteriepaket der ISS fliegt seit drei Jahren um die Erde. Nun soll es in die Atmosphäre eintreten. Südbaden liegt auf seiner Flugbahn. Mit viel Glück gibt es am Himmel etwas zu beobachten.

Um was für ein Objekt geht es?

Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt - das bislang größte Objekt, das aus der ISS abgeworfen wurde. Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten und dort zu verglühen.

Leuchterscheinungen und ein Knall

Experten bleiben bei ihrer Einschätzung und sehen in den herabfallenden Trümmerteilen eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS aller Voraussicht nach keine Gefahr für Deutschland. Es sei unwahrscheinlich, dass Teile über Deutschland niedergehen, sagte ein Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Das Objekt könnte den aktuellen Berechnungen zufolge über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wurde ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps eine amtliche Gefahreninformation verbreitet, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering sei. "Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information", hieß es dort. Möglich seien aber "Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls".

Wieso kann man den Wiedereintritt und möglichen Trümmerabsturz nicht ganz genau vorhersagen?

Es handelt sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt, deswegen sind genaue Vorhersagen sehr schwer. "Das Objekt wird allmählich durch die Atmosphäre abgebremst und verliert damit an Bahnhöhe", sagte der Leiter des Esa-Programms für Weltraumsicherheit, Holger Krag, dem Portal der "Tagesschau". "Die großen Unsicherheiten kommen daher, dass wir nicht genau voraussagen können, wie dicht die Atmosphäre sein wird. Es hängt von vielen Faktoren ab und bleibt zu einem großen Teil dem Zufall überlassen. Insofern kann man selbst einige Stunden vorher den Ort noch nicht genau benennen. Man kann vielleicht einige Kontinente ausschließen, aber man kann die Vorhersage auf keinen Fall auf ein Land oder eine Stadt herunterbrechen."

Wie läuft so ein Wiedereintritt ab?

"Das geht sehr schnell", sagte Krag über den Eintritt in die Atmosphäre. "Von einer Höhe von 100 Kilometer, in der der Wiedereintritt stattfindet, wenn das Objekt anfängt sich zu zerlegen, bis zum Boden sind es nur zehn Minuten. Der Batterieblock wird aber nicht als kompaktes Einzelteil auf ein ganz eng begrenztes Gebiet fallen, sondern das verteilt sich eher in einer längeren Trümmerschleppe. Man wird in dem betroffenen Gebiet eher alle 10 oder 20 Kilometer ein kleineres Teil erwarten."

Trümmer über Südbaden – das ist die Flugroute

Am Freitagabend, voraussichtlich gegen 20:50 Uhr nach neusten Berechnungen des Weltraumlagezentrums, werden die ISS-Trümmer auch über Südbaden schweben. Der Kreis Emmendingen, die Ortenau, Freiburg, nördliche Teile des Kaiserstuhls und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald liegen in dem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) berechneten Überflugskorridor. Am Donnerstag verlief die berechnete Flugbahn noch weiter südlich und hätte somit auch nördliche Teile der Landkreise Lörrach und Waldshut tangiert. Laut Weltraumlagezentrum kann sich die Flugbahn noch geringfügig ändern. "Die Wahrscheinlichkeit des Auftreffens von Trümmerteilen entlang der Flugbahn ist aktuell sehr gering", schreibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Kann man den Weltraum-Schrott von der Erde aus sehen?

Selbst die 100 Meter lange Raumstation ISS könne man nur bei geeigneten Wetter- und Lichtverhältnissen für circa 60 bis 90 Sekunden überhaupt von der Erde aus sehen, so die DLR. Die alte ISS-Batterie, ein sehr viel kleineres Teil, sei fliegend für menschliche Augen von der Erde quasi unsichtbar. Wenn sie in die Atmosphäre eintritt, verglüht sie aller Wahrscheinlichkeit nach. Dieses Licht, ähnlich einer Sternschnuppe, könne man eventuell sehen – mit viel Glück. Aber nur an dunklen Orten mit wenig Lichtverschmutzung und wolkenfreiem Himmel.

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